Abrolhos 28.04. - 01.05.2012

Expedition nach Abrolhos (28.04. – 01.05.2012) – einem Atoll ca. 1000 km nördlich von Rio de Janeiro und nochmals 3 ½ Bootsstunden vom Land entfernt.

 

- Zum Ansehen der Fotos auf die Überschrift klicken oder unten auf ¨mehr lesen" -

 

Durch die Mutter eines Schülers der Grundschule hatte ich endlich Kontakt zu der Tauchszene in Rio erhalten. Die lebt quasi ¨im Untergrund¨, denn temperaturbedingt ist das Tauchen in Rio eher etwas für Freaks… Im Internet wurde ich jedenfalls 5 Jahre lang nicht fündig, sondern wurde bei der Suchanfrage ¨Rio + Tauchen¨ stets nur auf Buzios, Cabo Frio und die Ilha Grande verwiesen.

  

Am Freitag, den 28.04., sollte es um 17 Uhr per Bus losgehen. Als (mehr oder weniger noch immer) typischer Deutscher war ich 16:45 Uhr am Abreisepunkt – um 20:45 fuhren wir los... 

Aber daran habe ich mich inzwischen schon gewöhnt.

15 Stunden Busfahrt hören sich erst einmal schrecklich an, aber der Bus, in dem normalerweise 40 – 45 Personen Platz gehabt hätten, hatte nur 21 Plätze, die fast als Liegeplätzte genutzt werden konnten (nur bei 1,90m sind 20 cm zu viel, so dass ich die Beine nicht ausstrecken konnte…)

Erst habe ich gelesen, danach 11 Stunden (mit Unterbrechungen) geschlafen.

Angst hatte ich um meine Nikon, die ich mit hatte, denn sie war in einem Koffer im unteren Stauraum des Busses deponiert und die Straßen waren alles andere als gut. 15 Stunden durchgerappelt werden könnte auch die beste Profi-Kamera irgendwann mal alt aussehen lassen….

Zum Glück hielt sie durch (wie die Fotos beweisen mögen) und auf der Rückfahrt habe ich sie dann lieber auf meinem Schoß deponiert… Das war ich ihr schuldig…

 

Verspätungsbedingt kamen wir erst nachts in Abrolhos an. An die geplanten 3 Tauchgänge war nicht mehr zu denken. Aber einer musste noch sein. Also: Anzug an, Flasche auf den Rücken geschnallt, Lampe mitgenommen und - Nachttauchgang.

Einen solchen habe ich bisher erst 2 oder 3 mal unternommen und nur mit Personen, die ich gut kannte. Von daher war´s prickelnd…

 

Am nächsten Morgen (Sonntag) habe ich erneut das etwas andere Zeitempfinden der Brasilianer bestaunen können – um zumindest einen der 2 verlorenen Tauchgänge nachholen zu können, waren 4 statt der geplanten 3 Tauchgaenge angesetzt worden. Dafür sollten wir bereits um 5:30 Uhr aufstehen. O.k., was tut ein Süchtiger nicht alles???

Wann ging´s in´s Wasser??? - Um 8:45 Uhr…

 

O.k. - irgendwie scheinen die Uhren in Brasilien einfach anders zu ticken..

Aber die Tauchgänge waren klasse! Außerdem besuchten wir eine Insel, auf der wir uns bis auf 1 m freilebenden, brütenden Vögeln nähern konnten. Dabei habe ich mich endgültig in meine ¨neue¨ (1 ½ Jahre alte) Nikon verliebt…

 

Irgendwann gab´s auch mal Probleme – mein Regler bließ ohne Ende ab = aus meinem Atemregler strömte plötzlich so viel Luft heraus, dass ich den Tauchgang abbrechen musste. Aber es bestand keinerlei Gefahr und nach der Rueckkehr an Bord bekam ich eine neue Flasche und einen neuen Regler und konnte danach einen meiner schönsten Wracktauchgänge genießen…

 

Das Essen an Bord war super (noch immer meide ich jeglichen Kontakt mit meiner Waage), die Crew an Bord (5 Personen) ebenfalls, und da wir nur 7 Taucher waren (die anderen Taucher waren auf einem anderen Katamaran, der eine andere Route fuhr), war von ¨Dichtestress¨ (wie ich ihn beim Tauchen hasse) keine Spur!

 

Wir haben eine wunderbare Zeit miteinander verbracht, haben die Natur in einer Weise genießen können, wie es nur wenigen Menschen vergönnt ist - und dennoch…

 

Brasilien ist, wie ich immer auf die Nachfrage meiner Freunde in Deutschland geantwortet habe – ein extrem gegensätzliches Land!

Und das habe ich schmerzlich erfahren, als wir wieder an Land waren:

Die Bootscrew hatte unser Gepäck an Land gebracht und auch die Muellsäcke.

Während wir uns am Ufer über die vergangenen Tauchgänge austauschten und in Erinnerungen schwärmten, sah ich plötzlich, wie ein alter Mann in dem von uns verursachten Müll kramte, um Getränke-Dosen zu finden.

Ich konnte es nicht ertragen – wie konnte es möglich sein, dass ich mir ein traumhaftes (und nicht gerade billiges…) Wochenende hatte erlauben können, und ein anderer Mensch dazu gezwungen war, in den u.a. von mir verursachten Abfällen nach Dingen zu suchen, die ihm das Überleben ermöglichen?!?

 

Auch nach nunmehr 5 Jahren fällt es mir immer noch extrem schwer, diese Polarität auszuhalten.

Ich versuche, zu helfen, wo ich kann, aber eigentlich müsste ich viel mehr tun…

 

Die Rückfahrt zeigte mir erneut, dass in Brasilien die Uhren anders ticken – wir fuhren um ca. 18 Uhr mit dem Bus zurück. Nach 15 Minuten hielt der Bus für ca. 45 Minuten an. Panne??? Nein, die Fahrer mussten Essen. Hätte das nicht vorher erfolgen können???

 

Wie gesagt, inzwischen habe ich mich an derartige Dinge gewöhnt und nicht einmal nachgefragt, ob sie nicht vorher…

Schließlich sind wir ja dann doch irgendwann wieder wohlbehalten in Rio angekommen. Dank unserer beiden Fahrer…

Also, was soll´s mit den 45 Minuten…?

 

Eines ist auf jeden Fall klar:

Nächstes Jahr wieder!!!!

 

Ps: Digitalkameras sind verführerisch… Während der 3 Tage habe ich insgesamt knapp 800 Fotos gemacht, sowohl mit der Nikon als auch mit der Panasonix Lumix, die mir seit nunmehr 5 Jahren treue Dienste vor allem unter Wasser leistet. Fotografieren ist eine Sache, aber hinterher auszusuchen, welche Fotos die besten sind, eine andere… Fast 200 davon habe ich bereits gelöscht, der Rest muss noch kritisch gesichtet werden. Die besten Fotos könnt Ihr hier sehen (dazu auf die Überschrift klicken oder unten auf ¨mehr lesen¨).

 

Abrolhos 28.04. - 01.05.2012

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Friedhelm (Mittwoch, 09 Mai 2012 04:23)

    Wunderschöne Bilder!
    Viele Grüße aus der Heimat
    Friedhelm

  • #2

    Robert Kühn (Samstag, 12 Mai 2012 08:34)

    Der von Dir beschriebene "Dichtestress": In Caravelas nicht vorhanden und in Rio de Janeiro ein großes Problem! Sehr schöner Bericht mit genialen Bildern!

  • #3

    9R1 (Freitag, 17 Juli 2015 23:35)

    Herr Brunn, der beste Fotograf, Musiker und Lehrer in der Welt. Wir werden Dich vermissen!
    - 9R1 Klasse (2015) EAC