Uwe Brunn
Im Alter von 14 Jahren habe ich mit dem Gitarre-Spielen begonnen, zunächst akustische Gitarre (Stücke der Beatles, von Reinhard Mey, Cat Stevens etc.), ab 1978 dann auch E-Gitarre mit den Schwerpunkten Tanzmusik und Rockmusik. Ersteres diente vor allem der Finanzierung meines Studiums (Biologie / Chemie). während mir letzteres schlichtweg mehr Spaß machte und immer noch macht. In vielen Bands habe ich aushilfsweise mitgespielt, was mitunter dann durchaus zu mehrjährigen Mitgliedschaften geführt hat. Insgesamt dürften es ca. 40 verschiedene Bandprojekte gewesen sein, an denen ich beteiligt gewesen bin, und zu denen sich noch die Erteilung von Gitarrenunterricht sowie die Begleitung diverser Chöre mit akustischer Gitarre nebst etlichen CD-Produktionen hinzugesellte.
Höhepunkte meiner Laufbahn waren zweifellos die Top-40-Profiformation Touchdown (Ende der 80er Jahre), die Deutschrockband Virus-D (mit Konzerten vor bis zu 50.000 Zuhörern, einer CD-Produktion sowie einem Fernseh-Auftritt - s.o.) und musikalisch vor allem die Progressive-Rockband Betaplan. Aktuelle Informationen unter www.virusd.de bzw. www.betaplan.com
In der zuletzt genannten Band habe ich 3 Jahre lang mit an der Erarbeitung des einstündigen Werkes "Times and Reasons" gearbeitet, und als es dann endlich (fast) geschafft war, kam die Chance, nach Rio de Janeiro zu wechseln.
Es war eine sehr harte Entscheidung für mich gewesen, aber ein derartiges Angebot auszuschlagen, war mir dann schließlich doch nicht möglich und so packte ich im Juli 2007 meine Koffer (in denen sich unter anderem meine zerlegte PRS befand, die auf dem Frankfurter Flughafen während des Durchleuchtens der Koffer für etwas Verwunderung sorgte...).
Nach einem halben Jahr in Brasilien kehrte ich Weihnachten 2007 nach Deutschland zurück und machte natürlich auch mehrere Sessions mit Betaplan. Klar hat es wieder riesig Spaß gemacht, zu jammen und "Times and Reasons" komplett durchzuspielen, aber es war halt nur ein kurzer Aufenhalt für ein paar Wochen...
Seitdem versuche ich hier in Rio musikalisch Fuß zu fassen und habe mir nach 33 Jahren als Autodidakt im Stadtteil Flamengo einen erstklassigen Gitarrenlehrer genommen. Lange hat es gedauert, sogar mehrere Monate, bis er sich bereit erklärte mich zu unterrichten. Zum einen lag das sicherlich daran, dass er sehr begehrt ist, zum anderen daran, dass ich zum damaligen Zeitpunkt noch überhaupt kein Portugiesisch sprach und Englisch in Brasilien häufig leider auch nicht viel hilft, mein Lehrer spricht es jedenfall nicht. Inzwischen bewundere ich Alexandre nicht nur wegen seiner musikalischen Fähigkeiten, sondern auch wegen seiner schier endlosen Geduld...
Im Dezember 2008 kehrte ich zum zweiten Mal nach Deutschland zurück. Neben dem Besuch von Freunden stand ein Auftritt mit Betaplan auf dem Programm, der am 28.12. in Haltern stattfand und bei dem "Times and Reasons öffentlich präsentiert wurde.
In Rio habe ich zwar an einigen Sessions mit hiesigen Musikern teilgenommen, es aber bisher leider immer noch nicht geschafft, in eine Band einzusteigen. Die Ursache hierfür mag in dem Überangebot an häufig wirklich erstklassigen Musikern liegen (die häufig unter für deutsche Musiker kaum vorstellbaren, schlechten Bedingungen ihr Geld verdienen), zum Teil in der für viele Cariocas typischen Unzuverlässigkeit, die immer wieder zur Verschiebung geplanter Proben geführt hat.
August 2010 - noch immer keine Änderung der Situation. Es ist sogar noch übler geworden, denn bedingt durch allgemeine Abiturvorbereitungen, Vorbereitungen meines Chemie-Kurses, Wohnungssuche und Umzug (und "nebenbei" natürlich noch Unterrichten...) habe ich meinen Gitarrenunterricht unterbrechen müssen und - was seit 32 Jahren noch nicht einmal für wenige Tage vorgekommen ist (Urlaubsreisen ausgenommen) - seit 4 Monaten keine E-Gitarre mehr in die Hände genommen! Aber ganz ohne geht´s natürlich nicht, für die akustische Gitarre wird kein Verstärker benötigt, brauchen keine Kabel hervorgekramt zu werden etc. Also habe ich mich mehr damit beschäftigt - und sogar ein neues Instrumentalstück geschrieben. Aber mit der Einrichtung meines neuen Arbeitszimmers wird mit Sicherheit auch wieder der Amp angeworfen...
Oktober 2010 - ... und das ist er inzwischen endlich - nach einem halben Jahr (!) - auch wieder. Am Strand von Copacabana habe ich einen Gitarristen gesehen, der sich selber mittels eines Effektgerätes (Looper) begleitet hat und mir sogar selber die Gelegenheit gegeben hat, das Teil vor Publikum auszuprobieren. Applaus ist das Brot des Künstlers, wie es heißt, aber Applaus an der Copacabana zu bekommen - das ist schon eher wie Kuchen... Nun habe ich mir selber ein derartiges Teil zugelegt und nach inzwischen beendeter Wohnungseinrichtung und abgeschlossener Organisation der schriftlichen Abiturprüfungen wieder mit dem Üben begonnen.
15.12.2010
Habe auf der Verabschiedungsfeier meines Freundes und Schulleiters eine Rede gehalten, die ich mit 6 Rockstücken garniert habe.
War nach 3 1/2 Jahren Bühnen-Abstinenz sehr riskant gewesen, aber zum Glück auch ein ebenso großer Erfolg.
Macht Mut auf mehr...
Ausschnitte sind auf der Seite
Musik =>
Musikbeispiele
zu hoeren.
05.04.2013
Ich bin kurz davor, aufzugeben... Zwar habe ich im Jahr 2012 mit einem Saenger, Bassisten und Schlagzeuger geprobt und wir haben tierisch viel Spass gehabt, aber es laeuft einfach nicht weiter... De facto haben wir nur im Juni und dann erst wieder im November geprobt...
Bloss gut, dass ich hier in Rio mein Tonstudio habe, man sich im Internet hervorragende Playbakcs herunterladen kann, mit denen man dann im Studio weiterarbeiten kann, und dass man fuer die klass. Gitarre und die Querfloete ueberhaupt niemanden braucht...
Aber irgendwie fehlt mir doch so allmaehlich ein wenig die Buehnenluft.
Vielleicht ein Aspekt, der mir die (nach wie vor fuer mich unvorstellbare) Rueckkehr nach Deutschland erleichtern mag...?...?...?
Momentan bin ich jedenfalls - was Musik anbelangt - nach nunmehr fast 70 Monaten in Brasilien diesbezueglich ein wenig gefrustet.
Aber ich habe heute zum 2. Mal eine excellente Funkband aus Chile auf der Strasse (erst im Stadtzentrum und heute am Strand von Ipanema) wiedergesehen (2 x Sax, Git, Bass, Dr), die einfach unglaublich ist und sich wohl auch fragen wird - wieso kommen wir hier nicht weiter???
Von daher - durchbeissen und weitermachen wie gehabt...
Noch macht das Musikmachen tierisch Spass - egal, wie...!!!
